Die Geschäftsfelder von Borussia Dortmund sind im Rahmen seiner Aktivitäten einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, die untrennbar mit dem unternehmerischen Handeln verbunden sind.
Die nachfolgenden Abschnitte konzentrieren sich auf die möglichen künftigen Entwicklungen oder Ereignisse, die zu einer für Borussia Dortmund positiven (Chancen) bzw. negativen (Risiken) Abweichung von der Prognose führen können. Die Auswirkungen von Chancen und Risiken werden grundsätzlich getrennt dargestellt und nicht miteinander verrechnet. Grundsätzlich gilt für die Einschätzung der Risiken und Chancen ein mittelfristiger Betrachtungszeitraum von drei Jahren. Im Rahmen des Risikomanagements werden alle das Unternehmen bedrohenden Verlustgefahren (Einzelrisiken und kumulierte Risiken) überwacht und gesteuert. Borussia Dortmund beurteilt identifizierte Chancen hinsichtlich Auswirkung auf die geplanten Ergebnisgrößen im Rahmen bestehender Planungs- und Reportingprozesse. Dabei werden Chancen in einem vom Risikomanagementsystem von Borussia Dortmund separat ablaufenden Prozess betrachtet und dokumentiert.
Der Risikokonsolidierungskreis entspricht dem Konsolidierungskreis des Konzernabschlusses.
Um Risiken frühzeitig erkennen, sie bewerten und ihnen entgegenwirken zu können, ist ein funktionierendes Kontroll- und Überwachungssystem notwendig. Die Überwachung und Kontrolle möglicher Risiken sind die Aufgaben des internen Risikomanagementsystems.
Grundlage hierfür bilden die durch die Geschäftsführung festgelegten Grundsätze und Richtlinien, die darauf ausgerichtet sind, frühzeitig Unsicherheiten aufzudecken, damit sofort entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Um eine möglichst hohe Transparenz zu gewährleisten, ist das Risikomanagement in die Organisationsstruktur des gesamten Konzerns eingebunden. So ist jeder Fach- und Geschäftsbereich angewiesen, der Geschäftsführung über unternehmensrelevante Veränderungen des Risikoportfolios unverzüglich Bericht zu erstatten. Zudem ist das Risikomanagementsystem ein integraler Bestandteil des gesamten Planungs-, Steuerungs- und Berichterstattungsprozesses.
Im Geschäftsjahr 2021/2022 wurden im Rahmen des neu gefassten Prüfungsstandards des Instituts der Wirtschaftsprüfer zur Prüfung des Risikofrüherkennungssystems (IDW PS 340 n. F.) Weiterentwicklungen des Risikomanagementsystems von Borussia Dortmund vorgenommen. Diese betreffen im Wesentlichen die Implementierung eines Risikotragfähigkeitskonzepts sowie die Verbesserung der Bewertungsmethodik mittels Durchführung einer Risikoquantifizierung inklusive Risikoaggregation. Die bereits vorhandene interne Risikorichtlinie wurde um die genannten Aspekte ergänzt und weiterentwickelt.
Mit der Risikoberichterstattung in ihrer Aktualität und Ausführlichkeit werden die Gremien von Borussia Dortmund regelmäßig über die aktuelle Risikosituation des Konzerns in Kenntnis gesetzt; der Geschäftsführung wird quartärlich – oder in Abhängigkeit der Dringlichkeit – ad-hoc Bericht erstattet.
Dadurch wird den Entscheidungsträgern ausreichend Spielraum gegeben, um risikoüberwachend und -steuernd agieren zu können.
Das implementierte Verfahren der Risikoinventur mit dem Ziel einer regelmäßigen Bestandsaufnahme und Bewertung aller Risiken hat sich auch in diesem Jahr als Steuerungsinstrument bewährt. In Einzelgesprächen oder im Rahmen von Sitzungen werden die Risiken thematisiert, diskutiert und auf die aktuellen Gegebenheiten hin überprüft, um sie anschließend gemäß ihrer aktuellen Eintrittswahrscheinlichkeit und ihren potenziellen Folgen zu bewerten.
Die qualitative Klassifizierung der Risiken erfolgt in Abstimmung mit den Fachbereichen und Risikoverantwortlichen in den Abstufungen 1 bis 4, wobei die Bewertung von 1 (gering) bis 4 (sehr hoch) erfolgt.
Die Bewertung der Risiken wird sowohl vor als auch nach der Benennung und Erarbeitung von Gegenmaßnahmen zur Risikominderung durchgeführt. Die Bewertungen werden im Verhältnis 1:2 vor und nach Gegenmaßnahmen gewichtet, wobei die Priorität der Gewichtung auf der Wahrscheinlichkeit und den Folgen nach Wirksamwerden der Gegenmaßnahmen liegt. Die Bewertung ergibt sich rechnerisch aus der Summe aus Wahrscheinlichkeit und Folgen vor Gegenmaßnahmen und der zweifachen Summe aus Wahrscheinlichkeit und Folgen nach Gegenmaßnahmen.
Vor Gegenmaßnahmen: |
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Wahrscheinlichkeit |
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2 |
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2+3=5 |
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Folgen |
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3 |
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Nach Gegenmaßnahmen: |
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Wahrscheinlichkeit |
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1 |
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(1+2)x2=6 |
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6 |
Folgen |
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2 |
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SUMME |
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11 |
Erreicht ein Einzelrisiko eine Bewertung im oberen Drittel der Skala (17 bis 24 Bewertungspunkte), spricht Borussia Dortmund von einem High-Priority-Risiko. Diese unterliegen besonderer Aufmerksamkeit, da sie einen möglichen, wesentlich negativen und nachhaltigen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zur Folge haben können. Derzeit werden 28 (Vorjahr 26) Einzelrisiken als High-Priority-Risiko geführt.
Mittels der Risikoberichterstattung in ihrer Aktualität und Ausführlichkeit werden die Gremien von Borussia Dortmund regelmäßig über die aktuelle Risikosituation des Konzerns in Kenntnis gesetzt.
Im Rahmen der internen Anwendung der Neuerungen des IDW PS 340 n. F. zum Nachweis der Risikotragfähigkeit hat Borussia Dortmund eine quantitative Beurteilung seiner im erläuterten qualitativen Verfahren der Risikoinventur als High Priority klassifizierten Risiken vorgenommen. Der Schadenserwartungswert auf Nettobasis aus der Risikoquantifizierung der als High Priority klassifizierten Risiken wurde zudem mit einer Wertschwelle in Höhe von TEUR 1.000 abgeglichen, die Borussia Dortmund als wesentlich definiert hat. Dabei können Risiken, die allein auf quantitativer Basis unter Umständen keine wesentlichen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben, aus unternehmensspezifischen, strategischen Gesichtspunkten trotzdem als High-Priority-Risiken geführt und behandelt werden, da sie für Borussia Dortmund von übergeordneter Bedeutung sind.
Dadurch wird den Entscheidungsträgern ausreichend Spielraum gegeben, risikoüberwachend und -steuernd agieren zu können.
Gruppierung der Risiken
Angelehnt an die Empfehlungen des DRS 20 und zur Gewährung der Übersichtlichkeit, kategorisiert Borussia Dortmund seine Risiken in Obergruppen. Die neun definierten Obergruppen Strategische Risiken, Personalrisiken, Volkswirtschaftliche Risiken, Wettbewerbsrisiken, Liquiditätsrisiken, Zinsänderungsrisiken, Kreditrisiken, Betriebsmittel und Ökologische Entwicklungen werden im Folgenden zum Bilanzstichtag einzeln dargestellt und erläutert.
In diesen Gruppen finden sich alle 61 Risiken wieder, die direkten Einfluss auf das Unternehmen haben können. Im Vergleich zum Vorjahr (61 Risiken) blieb die Gesamtzahl der erfassten Risiken unverändert.
Zu den 26 in der abgelaufenen Periode als High-Priority-Risiko eingestuften Risiken wurden zwei weitere Risiken („Verschärfung rechtlicher Bestimmungen“ sowie „Politische Entwicklungen“) hinzugefügt. Es wurden keine High-Priority-Risiken gelöscht.
Auf der Grundlage der Ausführung der Chancen und Risiken des Geschäftsberichtes 2020/2021 liegt der Fokus im aktuellen Berichtszeitraum (Geschäftsjahr 2021/2022) maßgeblich auf den anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die weiterhin nahezu alle Risikokategorien beeinflussen, sowie auf den Auswirkungen des im Laufe des dritten Quartals des Geschäftsjahres 2021/2022 ausgebrochenen Ukraine-Kriegs, der eine die Welt und Deutschland prägende Krise darstellt.
Nachfolgend werden die 28 High-Priority-Risiken in ihrer Gruppe einzeln dargestellt.
Nach den Neuerungen des IDW PS 340 n. F. hat Borussia Dortmund die 28 gemäß Risikoinventur als High Priority eingestuften Risiken intern quantitativ bewertet (Zuordnung bestimmter Wahrscheinlichkeitsintervalle sowie Ermittlung konkreter Schadenshöhen für jedes High-Priority-Risiko, sofern möglich), um so die Risikotragfähigkeit Borussia Dortmunds nachzuweisen. Dabei beschreibt die Risikotragfähigkeit das maximale Risikoausmaß, welches das Unternehmen ohne Gefährdung des eigenen Fortbestands im Zeitablauf tragen kann. Dazu wird die Gesamtrisikoposition mit dem vorhandenen Eigenkapital und der vorherrschenden Liquiditätsmasse verglichen.
Gruppe 1 – Strategische Risiken
Als strategisches Risiko definieren wir ein Risiko, das aus falschen Geschäftsentscheidungen, schlechter Implementierung von Entscheidungen oder mangelnder Anpassungsfähigkeit an Veränderungen in der Unternehmensumwelt heraus entsteht. Die Risiken resultieren des Weiteren aus unerwarteten Veränderungen der Markt- und Umfeldbedingungen mit negativen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens.
Diese Kategorie enthält vier High-Priority-Risiken:
Das Risiko „Abhängigkeit der Finanzplanung vom sportlichen Erfolg“ beschreibt die Folge unzureichender Einnahmen oder Einzahlungen beim Verfehlen geplanter sportlicher Ziele. Die seit Jahren installierte Finanz- und Liquiditätsplanung wird, um alle Entwicklungen im sportlichen und nicht sportlichen Bereich aufzuzeigen, mindestens dreimal pro Jahr – basierend auf aktualisierten Prämissen – überarbeitet und aktualisiert. Gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs und der Covid-19-Pandemie, in der sich äußere Rahmenbedingungen so schnell wie nie geändert haben, sind die permanent angepassten Planungsrechnungen wichtiger denn je. Sie umfassen neben der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz auch die Liquiditätsentwicklung von Borussia Dortmund. Somit erhält die Geschäftsführung stets einen Überblick über die aktuelle und zukünftige Finanzlage des Unternehmens, um gegebenenfalls reagieren zu können. Durch die Entwicklung vor allem der internationalen TV-Vermarktung ist die Spannbreite der sicheren Einnahmen von Bundesliga-Endplatz zwei bis sieben für die Folgesaison immens. Die Qualifikation zur Teilnahme an der UEFA Champions League garantiert weitaus höhere Einnahmen als die Qualifikation zur UEFA Europa League bzw. UEFA Europa Conference League oder gar das Verfehlen eines internationalen Startplatzes. Vor diesem Hintergrund wird verstärkt eine Variabilisierung der Personalkosten im Lizenzbereich im Hinblick auf das sportliche Abschneiden – vor allem in den UEFA-Wettbewerben bzw. der Qualifikation für diese – kurz- bis mittelfristig angestrebt. Ein entsprechendes installiertes Worst-Case-Szenario soll weniger der Vorhersage der Zukunft dienen als vielmehr eine Übersicht zu verschiedenen Eventualitäten und deren Auswirkungen darstellen und die Geschäftsführung bei der strategischen Planung noch besser unterstützen.
Die „Performance einer Aktie“ gibt die Wertentwicklung eines Wertpapiers, eines Index, den Kursverlauf einer Aktie bzw. die Ertragsentwicklung eines Portfolios, aber auch die Leistung des Managements eines Anlagefonds im Hinblick auf das Ziel der Anlage an. Bei dem Risiko der Performance der Aktie von Borussia Dortmund setzt sich der Konzern bewusst mit der Bewertung des Unternehmens auf dem Kapitalmarkt und den Folgen einer möglichen Unterbewertung auseinander. Deren Auswirkungen auf mögliche zukünftige Kapitalmaßnahmen bzw. auf die Wahrnehmung durch Geschäftspartner sind Kernbestandteil dieses Risikos. Dem Risiko wird mit kontinuierlicher Kapitalmarktkommunikation begegnet. Seit Mai 2014 war die Aktie im Prime Standard gelistet und wurde im SDAX gehandelt. Im Zuge der Neustrukturierung der DAX-Unternehmen und weiteren Indizes musste Borussia Dortmund den SDAX mit Wirkung zum 20. September 2021 verlassen. Auch im aktuellen Geschäftsjahr hat Borussia Dortmund mit einer überarbeiteten Investorenpräsentation an mehreren Roadshows in Europa und den USA entweder vor Ort oder aufgrund der Covid-19-Pandemie virtuell teilgenommen mit dem Ziel, bestehende Investoren zu informieren oder potenzielle zu gewinnen. Borussia Dortmund hat am 16. September 2021 mit Zustimmung des Aufsichtsrats eine Bezugsrechtskapitalerhöhung gegen Bareinlagen unter Ausnutzung des bestehenden Genehmigten Kapitals beschlossen. Das Grundkapital wurde von TEUR 92.000 durch Ausgabe von 18.396.220 neuen, auf den Inhaber lautenden Stammaktien der Gesellschaft ohne Nennbetrag (Stückaktien) um TEUR 18.396 auf TEUR 110.396 erhöht. Der Bezugspreis je neuer Aktie betrug EUR 4,70. Das Bezugsverhältnis wurde auf 5:1 festgelegt. Borussia Dortmund vereinnahmte aus der Kapitalerhöhung einen Bruttoemissionserlös in Höhe von TEUR 86.462. Borussia Dortmund verwendete die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung zur Rückzahlung von Finanzverbindlichkeiten. Außerdem dienen sie als Ausgleich für etwaige Verluste, die sich aus Auswirkungen von derzeit unerwarteten weiteren Covid-19-bezogenen Maßnahmen oder Restriktionen auf die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft und Schwankungen der Liquidität ergeben, sowie für Investitionen in die Lizenzspielermannschaft. Diese Bezugsrechtskapitalerhöhung ist Anfang Oktober 2021 erfolgreich abgeschlossen und der Liquiditätszufluss entsprechend vereinnahmt worden. An der grundsätzlichen Aktionärsstruktur eines hohen Streubesitzes und wichtigen strategischen Partnern hat sich auch nach der Kapitalerhöhung nichts geändert.
Als drittes Risiko dieser Kategorie besteht das Risiko des „Zielkonflikts zwischen sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg“. Hier gilt es, auch weiterhin eine ausgewogene Geschäftspolitik mit dem Ziel zu verfolgen, die sportliche Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten und zusätzlich das Augenmerk auf die Einhaltung der Unternehmenskennzahlen zu richten. Finanzrisiken, die aufgrund sportlich unsicherer Erfolge eintreten könnten, werden auch zukünftig nicht eingegangen. Wie in den Vorjahren, begegnet Borussia Dortmund dem Risiko zusätzlich durch strikte Budgetierung der einzelnen Geschäftsfelder sowie revolvierende Unternehmensplanungen mit unterschiedlichen Planungsszenarien. Weiterhin werden mithilfe von Planszenarien unterschiedliche Ergebnis- und Liquiditätseffekte errechnet, die möglichen zusätzlichen finanziellen Investitionsspielraum darstellen bzw. Engpässe aufzeigen. Gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs und der Covid-19-Pandemie, in der sich äußere Rahmenbedingungen so schnell wie nie ändern, sind die permanent angepassten Planungsrechnungen und das stetige Ausbalancieren des Interesses an sportlicher Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Stabilität bzw. wirtschaftlichem Erfolg mit der dazugehörigen Besinnung auf die bereits erarbeiteten Gegenmaßnahmen zur Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos von elementarer Bedeutung. Dabei ist das Transfergeschäft nach wie vor ein wichtiges Aktionsfeld von Borussia Dortmund und stellt eine der bedeutsamsten Einnahmequellen des Fußballgeschäftes dar. Die Erzielung hoher Transfersummen geht meist einher mit einem sportlichen Qualitätsverlust innerhalb des Kaders, dennoch können nach ausführlicher Abwägung aller sportlichen wie wirtschaftlichen Aspekte auch werthaltige Transfers entgegen den sportlichen Interessen abgeschlossen werden, so wie in diesem Geschäftsjahr beim Wechsel des Spielers Jadon Sancho zu Manchester United (vgl. Ad-hoc-Mitteilung vom 01. Juli 2021).
Als viertes High-Priority-Risiko dieser Kategorie werden die IT-Cyber-Risiken geführt. Diese sind eng mit dem Risiko „Schutz vertraulicher Daten“ verknüpft. Darunter versteht man grundsätzlich die Risiken, die beim Navigieren in einer digitalen und vernetzten Welt (dem Cyberraum) entstehen. Konkret bestehen IT-Cyber-Risiken zum einen durch die Möglichkeit vorsätzlicher, zielgerichteter, IT-gestützter Angriffe auf Daten und IT-Systeme. Diese Angriffe können u. a. folgende Auswirkungen hervorrufen: Verletzung der Vertraulichkeit von Daten (z. B. Datenverluste, Ausspähen von Daten), Verletzung der Integrität des Systems oder der Daten (z. B. Datenverfälschung mittels Schadsoftware), Verletzung der Verfügbarkeit des IT-Systems oder der Daten (z. B. interne Betriebsunterbrechungen, Ausfall der Kommunikationswege mit Dritten). Zum anderen bestehen IT-Cyber-Risiken durch die Möglichkeit, Informationen sehr schnell, in großer Menge, kostengünstig und weitreichend zu verbreiten (z. B. E-Mail-Kampagnen gegen Unternehmen, Boykottaufrufe über soziale Medien) sowie durch „Social Hacking“. Immer mehr deutsche Unternehmen stehen im Fokus von Cyberkriminellen, die Zahl der Hackerangriffe steigt jedes Jahr drastisch an. Auch Borussia Dortmund nimmt – analog zur allgemein erhöhten Bedrohungslage – vermehrt Anfragen aus dubiosen Adressen in der IT-Landschaft (Netzwerk, Firewall etc.) wahr. Borussia Dortmund versucht, diesen IT-Cyber-Risiken durch Senkung der Risikoeintrittswahrscheinlichkeit mittels Investitionen in die Datensicherheit und den Datenschutz entgegenzuwirken. Dies beinhaltet u. a. den Ausbau der Firewall zum Schutz vor externen Angriffen, die Steigerung der Netzwerksicherheit durch Netzwerksegmentierung sowie das kontinuierliche Voranschreiten des allgemeinen „Projekts Sicherheit“ zur Aufdeckung und Bekämpfung potenzieller Cyber-Sicherheitslücken.
Gruppe 2 – Personalrisiken
Das Humankapital gewinnt in Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Der Erfolg des Unternehmens ist maßgeblich vom Engagement, der Motivation und den Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen abhängig, sowohl im sportlichen Bereich als auch in der Verwaltung.
Diese Kategorie enthält aktuell fünf High-Priority-Risiken:
Der „Schutz vertraulicher Daten“ steht auch in höchstem Maße in direktem Zusammenhang mit den IT-Cyber-Risiken und weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit. Nie zuvor brachte der Datenschutz so viele Herausforderungen mit sich. Besonders die zunehmende Internationalisierung im alltäglichen Geschäftsbetrieb macht es erforderlich, sich intensiv mit den Datenschutzbestimmungen einzelner Länder zu beschäftigen. Hinzu kommt der technische Fortschritt, der vor allem beim Umgang mit Daten im Online-Umfeld viele Tücken mit sich bringt. In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Hackerangriffen, in deren Folge persönliche Daten von Politikern, Prominenten und Nutzern öffentlich gemacht wurden. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, damit Daten nicht unbefugt eingesehen oder manipuliert werden können. Werden vertrauliche Daten durch die Webanwendung verarbeitet, übertragen oder gespeichert, sollten sie durch kryptografische Verfahren geschützt werden. Auch wenn die Webanwendung kompromittiert ist, sollten die eingesetzten kryptografischen Verfahren diese Daten weiterhin schützen. Verantwortlich für die Initiierung der Daten sind neben dem Leiter IT auch die Verantwortlichen der einzelnen Anwendungsbereiche sowie der Datenschutzbeauftragte; die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei den Entwicklern und den Administratoren. Um den gestiegenen Anforderungen an die Cyber-Sicherheit und an die IT allgemein gerecht zu werden, erfolgte eine deutliche Personalaufstockung im Fachbereich IT. Der Schutz vertraulicher Daten setzt sich zum Großteil zwar aus der benannten IT-Landschaft zusammen, beinhaltet aber beispielweise auch, dass physische Personalakten einzelner Mitarbeiter durch ein klares Schlüsselkonzept vor unbefugtem Zugriff geschützt sind, Mitarbeiter der Poststelle konkrete Vorgaben zur Postöffnung haben oder jeder Mitarbeiter grundsätzlich eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben hat.
Das Risiko „Ausfallzeiten von Lizenzspielern“ kann einen großen Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens haben, da die sportliche Leitung nicht die gesamte Spielzeit über auf die bestmögliche Mannschaft zurückgreifen kann und somit sportliche Ziele in Gefahr geraten können. Vor allem das Fehlen von Schlüsselspielern kann oft nur schwer kompensiert werden. Gründe für Ausfallzeiten können unter anderem persönliche Spielsperren, Verletzungen, Überbelastungen oder aktuell eine Infektion mit dem Covid-19-Virus sein. Die konsequente Umsetzung des DFL-Hygienekonzepts minimiert das Risiko einer Ansteckung der Lizenzspieler sowie des Trainer- und Betreuerstabs mit dem Covid-19-Virus. Überbelastungen könnten zukünftig unter Umständen vermehrt auftreten, gerade im Hinblick auf den eng getakteten Spielplan der kommenden Saison aufgrund der Winter-WM 2022 in Katar sowie im Hinblick auf die von der UEFA verabschiedete Reform der UEFA Champions League, die ab der Saison 2024/2025 acht anstatt sechs Gruppenspiele vorsieht, wenngleich Borussia Dortmund versucht, durch individuelle Belastungssteuerung auf Basis von Datenauswertungen Ausfallzeiten zu minimieren. Die bewusste Doppelbesetzung jeder Position im Spielerkader federt die Konsequenzen von Ausfallzeiten einzelner Lizenzspieler ab.
In den vergangenen Jahren haben sich in der Sportwelt einige fürchterliche Unglücke ereignet, bei denen selbstverständlich der tragische Verlust von Menschen im Vordergrund stand, die jedoch auch immense wirtschaftliche Konsequenzen für die betroffenen Unternehmen nach sich zogen. Das Risiko „Reiseunglück, Unfall, Terror, Sonstiges“ ist daher weiterhin präsent und somit auch in der Risikobetrachtung von Borussia Dortmund nach wie vor als High-Priority-Risiko eingestuft.
Das High-Priority-Risiko „Rechtliche Verfehlungen von Lizenzspielern“ umfasst Risiken, die aus inkorrektem Verhalten von Lizenzspielern resultieren. Dazu zählen u. a. Dopingvergehen, das Platzieren unerlaubter Sportwetten oder auch unangemessene Social-Media-Aktivitäten. Solch ein Fehlverhalten könnte z. B. Sperren, Imageschäden für Spieler und Klub oder juristische Auseinandersetzungen nach sich ziehen. Borussia Dortmund setzt zur Eindämmung dieses Risikos u. a. auf konsequente Aufklärung und präventive Maßnahmen zur Sensibilisierung des Lizenzkaders und Bewusstseinsschaffung für die Vermeidung solcher Verfehlungen.
Ebenfalls als High-Priority-Risiko geführt wird das Risiko resultierend aus „fehlender Transferbereitschaft“. Aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind viele Klubs in Deutschland und weltweit wirtschaftlich angeschlagen. Dies könnte vermehrt dazu führen, dass andere Klubs Gehaltsvorstellungen von Spielern, die Borussia Dortmund unter Umständen abgeben möchte, nicht erfüllen wollen, sodass es Borussia Dortmund erschwert werden könnte, passende Abnehmer zu finden. Die vorzeitige Vertragsauflösung des ursprünglich bis zum 30. Juni 2023 gültigen Vertrags mit Roman Bürki zeigt aber beispielhaft auf, dass Einigungen in beiderseitigem Einverständnis möglich sind.
Gruppe 3 – Volkswirtschaftliche Risiken
Volkswirtschaftliche Risiken entstehen durch die Abhängigkeit Borussia Dortmunds von der allgemeinpolitischen und wirtschaftlichen Entwicklung.
Innerhalb der Volkswirtschaftlichen Risiken gibt es zurzeit acht High-Priority-Risiken:
Die Covid-19-Pandemie ist auch im Jahr 2022 – nach rund zwei Jahren Pandemie –allgegenwärtig. Zwar schreitet die Impf- bzw. Boosterkampagne in Deutschland weiter voran, aber nicht in dem Tempo, das die Bundesregierung prognostiziert hatte. Auch die Markteinführung eines Totimpfstoffes als Alternative zu den bereits vorhandenen mRNA-Impfstoffen hat nicht den erhofften Anklang in der Bevölkerung gefunden. Rund 75,9 % gelten in Deutschland als grundimmunisiert, 59,8 % haben eine oder zwei Auffrischungsimpfungen erhalten (Stand 07. Juni 2022). Die Pandemie schlägt sich bei Borussia Dortmund nach wie vor am meisten im Spielbetrieb und beim Public Catering nieder. Im Verlauf der Saison 2021/2022 konnte Borussia Dortmund im Rahmen wechselnder Coronaschutzverordnungen immerhin durchschnittlich rund 38.000 Zuschauer im SIGNAL IDUNA PARK begrüßen. Nichtsdestotrotz kann Borussia Dortmund die Umsatzsphären der „Vor Covid-19“-Geschäftsjahre noch nicht erreichen. Das gut funktionierende Hygienekonzept hat immerhin den Fortgang des Spielbetriebs bis auf vereinzelte Spielverlegungen jederzeit sichergestellt, sodass Auskehrungen der TV-Vermarktungserlöse nie ernsthaft gefährdet waren. Trotz der Pandemie hat Borussia Dortmund seine Sponsorenattraktivität nicht verloren, was sich in einigen Vertragsverlängerungen und Neuabschlüssen im Sponsoring widerspiegelt. Um jedoch für etwaige Verluste, die sich aus Auswirkungen von derzeit unerwarteten weiteren Covid-19-bezogenen Maßnahmen oder Restriktionen auf die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft und Schwankungen der Liquidität ergeben können, gewappnet zu sein, hat Borussia Dortmund eine Kapitalerhöhung unter Ausnutzung des bestehenden Genehmigten Kapitals beschlossen und erfolgreich durchgeführt. Der daraus resultierende Liquiditätszufluss erfolgte Anfang Oktober 2021. Wie erwartet, hat sich der Transfermarkt in den Wechselperioden der Spielzeit 2021/2022 insgesamt etwas abgekühlt, jedoch konnten vereinzelt hohe Ablösesummen für Spieler vereinnahmt werden. Dies betraf mit dem vollzogenen Wechsel des Spielers Jadon Sancho zu Manchester United auch Borussia Dortmund. Nach wie vor kalkuliert Borussia Dortmund in seiner Finanz- und Liquiditätsplanung verschiedene Szenarien und Prämissen, insbesondere verschiedene Stadionauslastungen und Transferaktivitäten, die regelmäßig an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden. Dies ermöglicht Borussia Dortmund, Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen und geeignete liquiditätssichernde Maßnahmen einleiten zu können, wie z. B. die Aufrechterhaltung angemessener Kontokorrentlinien. Borussia Dortmund fühlt sich weiter darin bestätigt, das eigenständige und übergeordnete Einzelrisiko „Ausbruch von Epidemien/Pandemien“ zu führen, um so der Tragweite der Covid-19-Pandemie gerecht zu werden. Weiterhin wirkt sich dieses Einzelrisiko auf nahezu alle bestehenden Risiken aus. Aus Sicht Borussia Dortmunds ist die gesellschaftliche Überwindung der Pandemie nach wie vor auch der entscheidende Faktor hin zu einer Normalisierung der Umsatz- und Ergebnislage der Gesellschaft.
Als weiteres Risiko dieser Kategorie hat Borussia Dortmund „eine ungünstige volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung“, einhergehend mit hoher Arbeitslosigkeit und geringem bzw. rückläufigem wirtschaftlichem Wachstum, eingestuft.
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat angesichts der gegenwärtigen Krisen seine Prognose der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland aktualisiert. Ukraine-Krieg, Lieferketten- und Inflationsprobleme haben erhebliche negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Erhöhte Unsicherheiten, eingeschränkte Handelsbeziehungen und gesunkene reale Kaufkraft beeinträchtigen Investitionen, Exporte und Konsum. Unter diesen Bedingungen wird für 2022 lediglich mit einem Wirtschaftswachstum von 1,75 % und für 2023 – vorausgesetzt, die Krisenprobleme entspannen sich allmählich – mit 2,5 % gerechnet. Bei weiterer Eskalation hingegen – etwa bei einem kurzfristigen russischen Öl- und Gasstopp – bestünde die Gefahr einer rezessiven Entwicklung. Stark gestiegene Energiepreise, aber auch andere Rohstoff- und Lebensmittelpreise haben zu einem inflationären Anstieg der Verbraucherpreise geführt. Den Arbeitsmarkt hat das alles bislang weniger belastet, vielmehr hat die Zahl der Erwerbstätigen inzwischen wieder das Vorkrisenniveau erreicht. (Quelle: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut [HWWI], 02. Juni 2022)
Das Risiko des „Rechtsextremismus“ ist weiterhin ein verstärkt auftretendes gesellschaftliches Risiko. Borussia Dortmund positioniert sich auch weiter deutlich gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. Dem Risiko begegnet Borussia Dortmund konzeptionell durch Prävention und Sanktionen in einem breiten Netzwerk gemeinsam mit Kooperationspartnern. Durch die klare Kommunikation gegen Rassismus und Diskriminierung sowie mit Maßnahmen gegen rechte Gesinnung, Antisemitismus, menschenverachtende Parolen und gegen das Vergessen schafft Borussia Dortmund auch weiterhin ein weltoffenes und vielfältiges Klima im und um das Stadion und nimmt damit seine gesellschaftliche Verantwortung wahr.
Die „zunehmende Gewaltbereitschaft im Stadion sowie die Zunahme persönlicher Diffamierungen im Fußball“ ist ein Risiko, das auch weiterhin höchste Aufmerksamkeit erfordert. Die Gewaltbereitschaft im Fußball ist auch im Berichtszeitraum weiterhin vorhanden, insbesondere auch einhergehend mit der Rückkehr der Zuschauer in die Stadien. Präventive Maßnahmen und Sicherheitskonzepte sorgen dafür, dass bereits im Vorfeld häufig gewaltbereite Gruppen erkannt und Ausschreitungen weitestgehend verhindert werden können. Borussia Dortmund wird diesem Risiko weiterhin mit verstärkten Sicherheitskontrollen, Kameraüberwachungen sowie Stadionverboten und Strafanzeigen entgegenwirken. Punktuell bauliche Anpassungen im Bereich der Zugänge sind auch künftig weiterhin Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit des Stadionbesuches. Des Weiteren ist Borussia Dortmund gemeinsam mit weiteren Klubs aus NRW Teil der „Stadionallianz gegen Gewalt“. In Zusammenarbeit mit der Polizei sollen Täter schneller identifiziert, isoliert und der Justiz überstellt werden.
Im Streit um die „Gebühren zur Absicherung der Spielveranstaltungen“ votierten am 03. Dezember 2019 die Klubs der 1. und 2. Bundesliga dafür, dass die Bremer Polizeikosten in voller Höhe zulasten des SV Werder Bremen gehen. Außerdem wurden die Stundung eines Teilbetrags von 50 Prozent gegenüber dem SV Werder Bremen bis zum endgültigen Abschluss des Rechtsstreits vor dem Bundesverfassungsgericht und die Ablehnung eines wie auch immer gearteten Fonds-Modells beschlossen. Die Übertragung dieser Kosten auf die Bundesligisten stellt ein Ertrags- und Liquiditätsrisiko – auch für Borussia Dortmund – dar.
Das High-Priority-Risiko „Social-Media-Aktivitäten“ zeigt, dass neue Technologien neben Entwicklungs- auch Risikopotenziale enthalten.
Soziale Medien dienen mittlerweile nicht mehr nur als Kommunikationsplattformen mit Fans und Sympathisanten, sondern zunehmend auch als Werbeformat für Marketingzwecke bzw. Sponsoring-Aktivitäten. Borussia Dortmund hat seine digitale Präsenz, auch wegen der durch die anhaltende Covid-19-Pandemie teilweise eingeschränkten direkten Kontaktmöglichkeit mit den Anhängern, stark ausgebaut. Dies beinhaltet auch ein entsprechendes Monitoring dieser Aktivitäten.
Um die Außendarstellung zu wahren und die Preisgabe von Interna zu vermeiden, gelten weiterhin für alle Mitarbeiter von Borussia Dortmund Social Media Guidelines.
Die „Verschärfung rechtlicher Bestimmungen“ wurde aufgrund der Fülle neuer Regelungen nunmehr als High-Priority-Risiko eingestuft. Unter anderem und nicht abschließend sind die Konsequenzen aus dem Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie (ARUG II), die neue Richtlinie der EU zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie Neuregelungen des Geldwäsche- und Lieferkettengesetzes zu nennen. Solche Verschärfungen gehen in der Regel mit deutlich mehr Verwaltungsaufwand für Borussia Dortmund einher, der personelle Ressourcen bindet. Gegebenenfalls werden auch vermehrt Beratungsleistungen in Anspruch genommen.
Ebenfalls neu als High-Priority-Risiko klassifiziert wurde das Risiko, das aus „politischen Entwicklungen“ resultiert. Auslöser war der Ausbruch des Ukraine-Kriegs mit all seinen humanitären und wirtschaftlichen Konsequenzen. Auch der Ukraine-Krieg wirkt sich –ähnlich wie die Covid-19-Pandemie – auf nahezu alle bestehenden Risiken aus.
Im Laufe des dritten Quartals des Geschäftsjahres 2021/2022 ist mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs – neben der Covid-19-Pandemie – eine weitere die Welt und Deutschland prägende Krise hinzugekommen. Neben der tiefen Bestürzung, die dies bei Borussia Dortmund auslöste, beeinträchtigt der Ukraine-Krieg insbesondere die volkswirtschaftliche Gesamtlage in Deutschland, die nun von steigenden Rohstoff-, Energie- und Lebensmittelpreisen und folglich hoher Inflation respektive geringerer Kaufkraft der Bürger geprägt ist. Davon ist auch Borussia Dortmund betroffen. Außerdem erfolgte aufseiten Borussia Dortmunds die Aufkündigung von Werbeverträgen russischer bzw. Russland-verknüpfter Sponsoren. Borussia Dortmund engagiert sich für die Menschen in der Ukraine, insbesondere durch Spendenkampagnen und das am 26. April 2022 abgehaltene Benefizspiel im SIGNAL IDUNA PARK zwischen Borussia Dortmund und dem ukrainischen Topklub Dynamo Kiew, das ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden in Europa setzen sollte und dessen Reinerlös sorgsam ausgewählten Organisationen zur Unterstützung der Ukraine zugutekam.
Gruppe 4 – Wettbewerbsrisiken
Mit den Wettbewerbsrisiken sind Faktoren gemeint, die sich aus der Konkurrenz im nationalen und internationalen Profifußballgeschäft ableiten.
Diese Kategorie enthält sieben High-Priority-Risiken:
Eine „Einstellung des Spielbetriebs“ kann immense wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen, da nahezu alle Erlösfelder Borussia Dortmunds vom Spielbetrieb abhängen bzw. beeinflusst werden. Die anhaltende Covid-19-Pandemie hat die wirtschaftliche Abhängigkeit von einem reibungslosen sportlichen Ablauf deutlich gemacht. Durch die konsequente Umsetzung des DFL-Hygienekonzepts konnte die komplette Spielzeit 2021/2022 ohne größere Terminprobleme, wenn auch größtenteils vor eingeschränkter Zuschauerkulisse, durchgeführt werden.
Das zweite Risiko dieser Kategorie, das als High-Priority-Risiko eingestuft worden ist, ist die „Entwicklung der TV-Vermarktungserlöse“. Nachdem in den letzten Jahren die TV-Rechte-Auktionen der DFL Deutsche Fußball Liga ein stetiges Wachstum der TV-Vermarktungserlöse mit sich brachten, ergab die Auktion für die Spielzeiten 2021/2022 bis 2024/2025 aufgrund der Covid-19-Pandemie geringere Einnahmen für die Klubs der 1. und 2. Fußballbundesliga als im vorangegangenen Rechtezeitraum; insgesamt rund EUR 4,4 Mrd. werden in diesem Zeitraum ausgeschüttet. Dies stellt zwar eine solide Planungsbasis, aber auch – insbesondere im Vergleich zur „Vor Covid-19“-Ära und zur englischen Premier League – eine spürbare Reduktion dar. Speziell die internationale Vermarktung der DFL Deutsche Fußball Liga bleibt bisher hinter den ambitionierten Erwartungen zurück. Künftige Auszahlungen von TV-Raten der DFL Deutsche Fußball Liga an die Klubs sind auch in Zukunft von der Durchführung des Spielbetriebs respektive den vertrags- und fristgerechten Zahlungen der Medienpartner abhängig.
Das Financial Fairplay der UEFA, das 2011 startete und die finanzielle Gesundheit des europäischen Fußballs verbessern sollte, wurde nun grundlegend reformiert. Die Reformen der unter dem neuen Namen Financial Sustainability Regulations geführten Regelungen sollen den europäischen Fußball widerstandsfähiger gegen externe Schocks machen, vernünftige Investitionen fördern und den Fußball im Allgemeinen nachhaltiger agieren lassen. Kernbestandteile der Neuregelungen sind die drei Säulen Kostenkontrolle, Stabilität und Solvenz. Demnach dürfen Klubs grundsätzlich – auf Basis der „Kader-Kostenkontrolle“ – nur noch einen gewissen Prozentsatz ihrer Einnahmen für Kaderkosten, inklusive Transfers und Beraterkosten, ausgeben. Zudem erhöht sich die Anzahl der Prüfungen der Zahlungsfähigkeit der Klubs auf viermal pro Jahr, einmal durch nationale Lizenzkontrolleure, dreimal durch UEFA-Finanzexperten. Mögliche Strafen gehen über finanzielle Sanktionen hinaus und können zu Punktabzug, Transferverboten und dem Ausschluss aus Wettbewerben führen. Das Risiko der „Nichterfüllung der Vorgaben der Financial Sustainability Regulations“ und der mögliche Ausschluss von internationalen Wettbewerben oder mögliche finanzielle Strafen hätten erhebliche wirtschaftliche Folgen für Borussia Dortmund. Die Bedeutsamkeit, neben der sportlichen Qualifikation auch die Lizenz für die Teilnahme an den internationalen Vereinswettbewerben zu erhalten, machen die mittlerweile sehr lukrativen potenziell erzielbaren Ausschüttungen der UEFA sowie die weltweite Prestigeträchtigkeit der UEFA-Wettbewerbe deutlich. Zur Risikominimierung werden daher permanent die Einhaltung relevanter Vorgaben sowie Soll-Ist-Auswertungen überprüft.
Das Risiko des „Vereinswechsels von Leistungsträgern“ kann jederzeit, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, bei Borussia Dortmund eintreten. Der Abgang von Leistungsträgern, mit denen Borussia Dortmund auch über die Spielzeit hinaus plant, würde die Mannschaft punktuell, aber auch in ihrem Gefüge schwächen. Auch wenn der Erfolg selten auf den Schultern einzelner Spieler ruht, sollen bei der Zusammenstellung des Kaders die Positionen der ungeplanten Abgänge nicht vakant sein, sodass nicht kurzfristig gleichwertiger Ersatz gefunden werden müsste. Durch eine frühe Kaderplanung inklusive langfristiger Verträge, die Einnahme hoher Transfersummen zur Reinvestition in den Kader sowie intensives Scouting wird versucht, die sportlichen Konsequenzen eines potenziellen Vereinswechsels von Leistungsträgern abzufedern.
Als weiteres Risiko in dieser Kategorie wurde eine mögliche „Katastrophe im Stadion“ identifiziert. Auch zukünftig werden die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes regelmäßig auf Qualität und Verlässlichkeit hin überprüft und gezielt zur Vorbeugung von Katastrophen geschult. Bauliche Maßnahmen im SIGNAL IDUNA PARK zur Verbesserung der Sicherheit, die Sicherung und Überwachung der Zu- und Abfahrtswege sowie eine verstärkte Absicherung der Immobilie bei Besuchen außerhalb der Spieltage sind nur einige der von Borussia Dortmund aktuell in die Wege geleiteten Gegenmaßnahmen, um die Sicherheit rund um die Spieltage zu gewährleisten.
Borussia Dortmund nutzt die jährlichen Sommerpausen, um in den SIGNAL IDUNA PARK zu investieren sowie Bauarbeiten und Modernisierungen durchzuführen. Durch stetige Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen, bei denen Substanzerhalt und Sicherheit an erster Stelle stehen, wird die Immobilie, deren Grundstock 1974 mit 54.000 Plätzen eröffnet und durch drei Ausbaustufen umgestaltet wurde, den neuen Sicherheits- und Komfortstandards angepasst. Im Vergleich zu vielen anderen Sportstätten der Bundesliga, die im Zuge der WM 2006 neu errichtet wurden, gehört der SIGNAL IDUNA PARK zu den älteren aktiv genutzten Stadien der Bundesliga. Aufgrund der regelmäßig hohen Investitionen in den SIGNAL IDUNA PARK und der zunehmenden Anforderungen an Spielstätten auch im Hinblick auf die Sicherheit der Besucher bewertet Borussia Dortmund den Investitionsbedarf des SIGNAL IDUNA PARK als High-Priority-Risiko. Derzeitige Investitionen in den SIGNAL IDUNA PARK, die nicht nur zur Substanzerhaltung durchgeführt werden, dienen insbesondere der Digitalisierung und Modernisierung des Stadions sowie der Einhaltung von Vorgaben im Rahmen der EURO 2024, wenngleich die Substanzerhaltung sowie die Aufrechterhaltung und Gewährleistung von Sicherheitsstandards für die Besucher im SIGNAL IDUNA PARK – gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Konsequenzen – oberste Priorität haben.
Ein weiteres High-Priority-Risiko, ebenfalls den SIGNAL IDUNA PARK betreffend, sind die „Folgeschäden des Bergbaus“. Die Ära der Steinkohle in Deutschland ist beendet. Neben der Erinnerung bleibt die Gefahr, denn Bergbau verschwindet nie spurlos. Kaum ein anderes Bundesland hat mit Tagesbrüchen so sehr zu kämpfen wie NRW. Geschätzt etwa 60.000 verlassene Stollen liegen hier unter der Erde. Genau weiß man es nicht, denn Bergbau gibt es in NRW seit dem Mittelalter. Nur die Hälfte aller Gruben und Stollen ist verzeichnet. Borussia Dortmund nutzt die rund um den SIGNAL IDUNA PARK gelegenen Grundstücksflächen für Parkplätze oder zur Lagerung von Produkten für den Spielbetrieb.
Der Containerplatz Südwest, der als Logistikfläche genutzt wird, ist ein Terrain, dessen Topografie mit Fragezeichen versehen war, weshalb dort Tagbrüche und sonstige Senkungen nicht ausgeschlossen werden konnten. Durch den Abschluss der Bauarbeiten im Rahmen der Ertüchtigung des Containerplatzes sind diese Gefahren behoben. Nichtsdestotrotz steht nach wie vor jede bauliche Maßnahme unter dem Vorbehalt der Prüfung potenzieller Folgeschäden des Bergbaus.
Gruppe 5 – Liquiditätsrisiken
Bei den Liquiditätsrisiken handelt es sich um alle mit Zahlungsflüssen und finanziellen Belastungen im Zusammenhang stehenden Risiken.
Diese Kategorie enthält vier High-Priority-Risiken:
Ein „Ausfall bedeutender Geldgeber und Sponsoren“ durch Zahlungsunfähigkeit könnte die Liquidität von Borussia Dortmund auch zukünftig deutlich belasten. Gerade aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie sowie des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs und den damit einhergehenden negativen ökonomischen Folgen für die deutsche und die Weltwirtschaft stehen Ausfälle bedeutender Geldgeber und Sponsoren und die entsprechend erarbeiteten Gegenmaßnahmen weiterhin im Fokus. Das seit Jahren bestehende Debitoren- und Forderungsmanagement wird stetig den aktuellen Gegebenheiten und der zunehmenden Globalisierung angepasst. Derzeit gibt es allerdings keine Anzeichen für einen Ausfall eines bedeutenden Geldgebers/Sponsors im Umfeld von Borussia Dortmund. Borussia Dortmund steht mit seinen wichtigsten Partnern und seinem Vermarkter SPORTFIVE Germany GmbH in regem Austausch und pflegt zu ihnen ein intensives Vertrauensverhältnis. Dies zeigt sich zum einen auch in den individuellen Lösungen, die Borussia Dortmund mit seinen Partnern hinsichtlich Kompensationsleistungen für entfallende (Hospitality-)Leistungen finden konnte. Außerdem konnte Borussia Dortmund zum anderen die Partnerschaft mit SIGNAL IDUNA – einem strategischen Partner – während der Zeit von Pandemie und Ukraine-Krieg vorzeitig bis zum 30. Juni 2031 verlängern. Diverse Neuabschlüsse und Vertragsverlängerungen im Sponsoring lassen weiterhin vermuten, dass die „Nach Covid-19“-Sponsoringbereitschaft von potenziellen und bestehenden Sponsoren nach wie vor bestehen wird.
Das Risiko, das aus einem „Forderungsausfall durch Zahlungsunfähigkeit“ resultiert, ist durch die anhaltende Covid-19-Pandemie und den Ausbruch des Ukraine-Kriegs weiterhin als High-Priority-Risiko klassifiziert.
Die anhaltende Covid-19-Pandemie und insbesondere der Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben für Deutschland und weltweit einen der stärksten Wirtschaftseinbrüche der Nachkriegszeit verursacht. Dies wird auch die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen bzw. Fußballklubs weiterhin beeinflussen. Borussia Dortmund rechnet damit, dass Probleme bei Forderungen aus Lieferungen und Leistungen auftreten könnten. Das oberste Ziel ist weiterhin, Forderungsausfälle so gering wie möglich zu halten und die notwendige Liquidität des Unternehmens jederzeit zu wahren. Deshalb ist es umso wichtiger, die bereits erarbeiteten Maßnahmen, wie etwa Bonitätsprüfungen ausländischer Unternehmen oder die allgemeine Vertragsgestaltung mit hohen Upfront-Zahlungen, durchzuführen. Das Mahnwesen ist ebenfalls besonders gefordert. Ebenso steht Borussia Dortmund mit seinen Partnern und seinem Vermarkter SPORTFIVE Germany GmbH hinsichtlich Forderungen aus Werbeerlösen in regem Austausch. Neben den bereits genannten Maßnahmen kann auch das Factoring von Transferforderungen als ein liquiditätssteuerndes Element herangezogen werden.
Die „Aufrechterhaltung der Liquidität“ hat für Borussia Dortmund oberste Priorität und ist im Rahmen der Risikobewertung im Zuge der anhaltenden Covid-19-Pandemie und des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs weiterhin als High-Priority-Risiko quantifiziert. Die seit Jahren etablierte Finanz- und Liquiditätsplanung berücksichtigt verschiedene Szenarien sowie unterschiedliche Prämissen und wird regelmäßig an aktuelle Gegebenheiten angepasst. Insbesondere werden sowohl unterschiedliches sportliches Abschneiden als auch verschiedene – insbesondere durch Covid-19 bedingte – äußere Rahmenbedingungen als Szenariorechnungen kalkuliert, um mögliche Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen und geeignete liquiditätssichernde Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Darunter fiel neben anderen die in diesem Geschäftsjahr erfolgreich abgeschlossene Kapitalerhöhung. Außerdem bestand zum Bilanzstichtag ein Kontokorrentrahmen von TEUR 120.000; für das kommende Geschäftsjahr werden TEUR 75.000 als Kontokorrentlinie aufrechterhalten.
Um das Risiko „Volumen der Spielergehälter“ so gering wie möglich zu halten, werden zu Beginn der Saisonplanung Personalaufwendungen auch in Hinblick auf Transfergeschäfte budgetiert. Hier wird zunächst das Hauptaugenmerk auf die fixen Bestandteile der Spielergehälter gerichtet, da diese unabhängig vom sportlichen Verlauf einer Saison anfallen. Die variablen Bestandteile der Arbeitsverträge sind ebenfalls Teil der Budgetplanung, treten jedoch zumeist erst beim Erreichen eines sportlichen Erfolges ein, durch den dann zusätzliche Einnahmen generiert werden können. Die anfallenden Personalaufwendungen werden stetig überwacht, anhand der aktuellen Gegebenheiten hochgerechnet und der Geschäftsführung berichtet. Zudem wird verstärkt eine Variabilisierung der Personalkosten im Lizenzbereich im Hinblick auf das sportliche Abschneiden – vor allem in den UEFA-Wettbewerben bzw. der Qualifikation für diese – und der damit verbundenen Ergebnis- und Liquiditätsauswirkungen kurz- bis mittelfristig angestrebt, um diesbezügliche, mögliche Mindereinnahmen durch eine Personalkostenreduktion abzufedern.
Für das Zinsänderungsrisiko, das Kreditrisiko, das Risiko Betriebsmittel und das Risiko Ökologische Entwicklungen liegen aktuell keine High-Priority-Risiken vor.