Geschäftsbericht 2022/2023

Risikomanagement

Die Geschäftsfelder von Borussia Dortmund sind im Rahmen seiner Aktivitäten einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, die untrennbar mit dem unternehmerischen Handeln verbunden sind.

Die nachfolgenden Abschnitte konzentrieren sich auf die möglichen künftigen Entwicklungen oder Ereignisse, die zu einer für Borussia Dortmund positiven (Chancen) bzw. negativen (Risiken) Abweichung von der Prognose führen können. Die Auswirkungen von Chancen und Risiken werden grundsätzlich getrennt dargestellt und nicht miteinander verrechnet. Grundsätzlich gilt für die Einschätzung der Risiken und Chancen ein mittelfristiger Betrachtungszeitraum von drei Jahren. Im Rahmen des Risikomanagements werden alle das Unternehmen bedrohenden Verlustgefahren (Einzelrisiken und kumulierte Risiken) überwacht und gesteuert. Borussia Dortmund beurteilt identifizierte Chancen hinsichtlich Auswirkung auf die geplanten Ergebnisgrößen im Rahmen bestehender Planungs- und Reportingprozesse. Dabei werden Chancen in einem vom Risikomanagementsystem von Borussia Dortmund separat ablaufenden Prozess betrachtet und dokumentiert.

Der Risikokonsolidierungskreis entspricht dem Konsolidierungskreis des Konzernabschlusses.

Um Risiken frühzeitig erkennen, sie bewerten und ihnen entgegenwirken zu können, ist ein funktionierendes Kontroll- und Überwachungssystem notwendig. Die Überwachung und Kontrolle möglicher Risiken sind die Aufgaben des internen Risikomanagementsystems.

Grundlage hierfür bilden die durch die Geschäftsführung festgelegten Grundsätze und Richtlinien, die darauf ausgerichtet sind, frühzeitig Unsicherheiten aufzudecken, damit sofort entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Um eine möglichst hohe Transparenz zu gewährleisten, ist das Risikomanagement in die Organisationsstruktur des gesamten Konzerns eingebunden. So ist jeder Fach- und Geschäftsbereich angewiesen, der Geschäftsführung über unternehmensrelevante Veränderungen des Risikoportfolios unverzüglich Bericht zu erstatten. Zudem ist das Risikomanagementsystem ein integraler Bestandteil des gesamten Planungs-, Steuerungs- und Berichterstattungsprozesses.

Nachdem bereits im Geschäftsjahr 2021/2022 im Rahmen des neu gefassten Prüfungsstandards des Instituts der Wirtschaftsprüfer zur Prüfung des Risikofrüherkennungssystems (IDW PS 340 n. F.) Weiterentwicklungen des Risikomanagementsystems von Borussia Dortmund vorgenommen wurden, wurden diese im Geschäftsjahr 2022/2023 weiter verfeinert. Diese betreffen im Wesentlichen die Optimierung des bereits bestehenden Risikotragfähigkeitskonzeptes sowie die weitere Verbesserung der Bewertungsmethodik mittels Erweiterung der Risikoquantifizierung inklusive Risikoaggregation auf alle bestehenden Risiken. Die bestehende Risikorichtlinie wurde um die genannten Aspekte ergänzt und vervollständigt.

Mit der Risikoberichterstattung in ihrer Aktualität und Ausführlichkeit werden die Gremien von Borussia Dortmund regelmäßig über die aktuelle Risikosituation des Konzerns in Kenntnis gesetzt; dem Direktor Finanzen und der Geschäftsführung werden quartalsweise – abhängig von der Dringlichkeit – ad hoc Bericht erstattet. Auch dem Prüfungsausschuss wird quartalsweise berichtet.

Dadurch wird den Entscheidungsträgern ausreichend Spielraum gegeben, um risikoüberwachend und -steuernd agieren zu können.

Das implementierte Verfahren der Risikoinventur mit dem Ziel einer regelmäßigen Bestandsaufnahme und Bewertung aller Risiken hat sich auch in diesem Jahr als Steuerungsinstrument bewährt. In Einzelgesprächen oder im Rahmen von Sitzungen werden die Risiken thematisiert, diskutiert und auf die aktuellen Gegebenheiten hin überprüft, um sie anschließend gemäß ihrer aktuellen Eintrittswahrscheinlichkeit und ihren potenziellen Folgen zu bewerten.

Die qualitative Klassifizierung der Risiken erfolgt in Abstimmung mit den Fachbereichen und Risikoverantwortlichen in den Abstufungen 1 bis 4, wobei die Bewertung von 1 (gering) bis 4 (sehr hoch) erfolgt.

Die Bewertung der Risiken wird sowohl vor als auch nach der Benennung und Erarbeitung von Gegenmaßnahmen zur Risikominderung durchgeführt. Die Bewertungen werden im Verhältnis 1:2 vor und nach Gegenmaßnahmen gewichtet, wobei die Priorität der Gewichtung auf der Wahrscheinlichkeit und den Folgen nach Wirksamwerden der Gegenmaßnahmen liegt. Die Bewertung ergibt sich rechnerisch aus der Summe aus Wahrscheinlichkeit und Folgen vor Gegenmaßnahmen und der zweifachen Summe aus Wahrscheinlichkeit und Folgen nach Gegenmaßnahmen.

Berechnungsbeispiel

Vor Gegenmaßnahmen:

 

 

 

 

 

 

Wahrscheinlichkeit

 

2

 

2+3 = 5

 

5

Folgen

 

3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Gegenmaßnahmen:

 

 

 

 

 

 

Wahrscheinlichkeit

 

1

 

(1+2)x2 = 6

 

6

Folgen

 

2

 

 

SUMME

 

 

 

 

 

11

Erreicht ein Einzelrisiko eine Bewertung im oberen Drittel der Skala (17 bis 24 Bewertungspunkte), spricht Borussia Dortmund von einem High-Priority-Risiko. Diese unterliegen besonderer Aufmerksamkeit, da sie einen möglichen, wesentlich negativen und nachhaltigen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zur Folge haben können. Derzeit werden 27 (Vorjahr 28) Einzelrisiken als High-Priority-Risiko geführt.

Mittels der Risikoberichterstattung in ihrer Aktualität und Ausführlichkeit werden die Gremien von Borussia Dortmund regelmäßig über die aktuelle Risikosituation des Konzerns in Kenntnis gesetzt.

Im Rahmen der internen Anwendung der Regelungen des IDW PS 340 n. F. zum Nachweis der Risikotragfähigkeit hat Borussia Dortmund eine quantitative Beurteilung aller im erläuterten qualitativen Verfahren der Risikoinventur identifizierten Risiken vorgenommen. Der Schadenserwartungswert auf Nettobasis eines Einzelrisikos aus der Risikoquantifizierung aller Risiken wurde zudem mit einer Wertschwelle in Höhe von TEUR 1.000 abgeglichen, die Borussia Dortmund als wesentlich definiert hat. Dabei können Risiken, die allein auf quantitativer Basis unter Umständen keine wesentlichen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben, aus unternehmensspezifischen, strategischen Gesichtspunkten trotzdem als High-Priority-Risiken geführt und behandelt werden, da sie für Borussia Dortmund von übergeordneter Bedeutung sind.

Gruppierung der Risiken

Angelehnt an die Empfehlungen des DRS 20 und zur Gewährung der Übersichtlichkeit, kategorisiert Borussia Dortmund seine Risiken in Obergruppen. Die neun definierten Obergruppen Strategische Risiken, Personalrisiken, Volkswirtschaftliche Risiken, Wettbewerbsrisiken, Liquiditätsrisiken, Zinsänderungsrisiken, Kreditrisiken, Betriebsmittel und Ökologische Entwicklungen werden im Folgenden zum Bilanzstichtag einzeln dargestellt und erläutert.

In diesen Gruppen finden sich alle identifizierten 61 Risiken wieder, die direkten Einfluss auf das Unternehmen haben können. Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Gesamtzahl der erfassten Risiken unverändert.

Zu den 28 in der abgelaufenen Periode als High-Priority-Risiko eingestuften Risiken wurde ein weiteres Risiko („Umwelt und Klimawandel“) hinzugefügt, und es wurden zwei Risiken („Gebühren für Absicherung der Spielveranstaltung“ und „Ausbruch von Epidemien/Pandemien“) nicht mehr als High-Priority-Risiken klassifiziert.

Im Gegensatz zu den Ausführungen der Chancen und Risiken des Geschäftsberichtes 2021/2022, die noch maßgeblich von den damaligen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie geprägt waren, ist die diesjährige Chancen- und Risikoberichterstattung (Geschäftsjahr 2022/2023) aufgrund der Herabstufung zur Endemie und aufgrund des damit einhergehenden konstanten Wegfalls jeglicher Restriktionen auf Borussia Dortmunds Geschäftstätigkeit nicht mehr direkt durch die Covid-19-Pandemie beeinflusst. Der anhaltende Ukraine-Krieg mit den damit korrespondierenden Folgen für die volkswirtschaftliche Gesamtlage in Deutschland, die von steigenden Rohstoff-, Energie- und Verbraucherpreisen und folglich hoher Inflation respektive geringerer Kaufkraft der Bürger gekennzeichnet ist, wirkt zwar weiterhin auch auf Borussia Dortmund, jedoch bewahrheiten sich aktuell die Befürchtungen einer tiefergehenden und langanhaltenden Rezession nicht.

Nach den Regelungen des IDW PS 340 n. F. hat Borussia Dortmund alle 61 gemäß Risikoinventur erfassten Risiken intern quantitativ bewertet (Zuordnung bestimmter Wahrscheinlichkeitsintervalle sowie Ermittlung konkreter Schadenshöhen für jedes Risiko, sofern möglich; Anwendung einer Durchschnittswertmethode für nicht quantifizierbare Risiken), um so ein vollständiges Bild der Risikotragfähigkeit Borussia Dortmunds darzustellen. Dabei beschreibt die Risikotragfähigkeit das maximale Risikoausmaß, welches das Unternehmen ohne Gefährdung des eigenen Fortbestands im Zeitablauf tragen kann. Dazu wird die Gesamtrisikoposition mit dem vorhandenen Eigenkapital und der vorherrschenden Liquiditätsmasse verglichen.

Nachfolgend werden die 27 High-Priority-Risiken, die alle im Rahmen der Risikoquantifizierung mindestens einen Schadenserwartungswert auf Nettobasis in Höhe von TEUR 1.000 aufweisen, in ihrer Gruppe einzeln dargestellt.

Gruppe 1 – Strategische Risiken

Als strategisches Risiko definiert Borussia Dortmund ein Risiko, das aus falschen Geschäftsentscheidungen, schlechter Implementierung von Entscheidungen oder mangelnder Anpassungsfähigkeit an Veränderungen in der Unternehmensumwelt heraus entsteht. Die Risiken resultieren des Weiteren aus unerwarteten Veränderungen der Markt- und Umfeldbedingungen mit negativen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens.

Diese Kategorie enthält vier High-Priority-Risiken:

Das Risiko „Abhängigkeit der Finanzplanung vom sportlichen Erfolg“ beschreibt die Folge unzureichender Einnahmen oder Einzahlungen beim Verfehlen geplanter sportlicher Ziele. Die seit Jahren installierte Finanz- und Liquiditätsplanung wird, um alle Entwicklungen im sportlichen und nichtsportlichen Bereich aufzuzeigen, mindestens dreimal pro Jahr – basierend auf aktualisierten Prämissen – überarbeitet und aktualisiert. In der jüngeren Vergangenheit hat insbesondere die Covid-19-Pandemie, in der sich äußere Rahmenbedingungen so schnell wie nie geändert haben, gezeigt, wie wichtig permanent angepasste Planungsrechnungen sind. Sie umfassen neben der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz auch die Liquiditätsentwicklung von Borussia Dortmund. Somit erhält die Geschäftsführung stets einen Überblick über die aktuelle und zukünftige Finanzlage des Unternehmens, um gegebenenfalls reagieren zu können. Durch die Entwicklung vor allem der internationalen TV-Vermarktung ist die Spannbreite der sicheren Einnahmen von Bundesliga-Endplatzierung eins bis sieben für die Folgesaison immens. Die Qualifikation zur Teilnahme an der UEFA Champions League garantiert weitaus höhere Einnahmen als die Qualifikation zur UEFA Europa League bzw. UEFA Europa Conference League oder gar das Verfehlen eines internationalen Startplatzes. Vor diesem Hintergrund wurden bereits Maßnahmen zur Variabilisierung der Personalkosten im Lizenzbereich im Hinblick auf das sportliche Abschneiden – vor allem in den UEFA-Wettbewerben bzw. der Qualifikation für diese – umgesetzt und sollen kurz- bis mittelfristig weiter vorangetrieben werden. Ein entsprechendes installiertes Worst-Case-Szenario soll weniger der Vorhersage der Zukunft dienen als vielmehr eine Übersicht zu verschiedenen Eventualitäten und deren Auswirkungen darstellen und die Geschäftsführung bei der strategischen Planung noch besser unterstützen.

Die „Performance einer Aktie“ gibt die Wertentwicklung eines Wertpapiers, eines Index, den Kursverlauf einer Aktie bzw. die Ertragsentwicklung eines Portfolios, aber auch die Leistung des Managements eines Anlagefonds im Hinblick auf das Ziel der Anlage an. Bei dem Risiko der Performance der Aktie von Borussia Dortmund setzt sich der Konzern bewusst mit der Bewertung des Unternehmens auf dem Kapitalmarkt und den Folgen einer möglichen Unterbewertung auseinander. Deren Auswirkungen auf mögliche zukünftige Kapitalmaßnahmen bzw. auf die Wahrnehmung durch Geschäftspartner sind Kernbestandteil dieses Risikos. Dem Risiko wird mit kontinuierlicher Kapitalmarktkommunikation begegnet. Seit Mai 2014 war die Aktie im Prime Standard gelistet und wurde im SDAX gehandelt. Im Zuge der Neustrukturierung der DAX-Unternehmen und weiteren Indizes musste Borussia Dortmund den SDAX mit Wirkung zum 20. September 2021 verlassen. Auch im aktuellen Geschäftsjahr hat Borussia Dortmund an mehreren Roadshows in Europa und den USA mit dem Ziel teilgenommen, bestehende Investoren zu informieren und potenzielle zu gewinnen. An der grundsätzlichen Aktionärsstruktur, eines hohen Streubesitzes und wichtigen strategischen Partnern, hat sich im Laufe dieses Geschäftsjahres nichts geändert. Borussia Dortmund hat im Geschäftsjahr 2022/2023 die Verlustvorträge respektive Bilanzverluste der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA mit der Gewinn- bzw. Kapitalrücklage saldiert, um für künftige Geschäftsjahre – bei entsprechenden Überschüssen – rechtlich wieder in der Lage zu sein, seinen Aktionären eine Dividende ausschütten zu können. Denn Borussia Dortmunds Dividendenpolitik war vor der Covid-19-Pandemie geprägt von einer Dividendenkontinuität, an die künftig auch wieder angeknüpft werden soll.

Als drittes Risiko dieser Kategorie besteht das Risiko des „Zielkonflikts zwischen sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg“. Hier gilt es, auch weiterhin eine ausgewogene Geschäftspolitik mit dem Ziel zu verfolgen, die sportliche Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten und zusätzlich das Augenmerk auf die Einhaltung der finanziellen Leistungsindikatoren zu richten. Wesentliche Finanzrisiken, die aufgrund sportlich unsicherer Erfolge eintreten könnten, werden auch zukünftig nicht eingegangen. Wie in den Vorjahren, begegnet Borussia Dortmund dem Risiko zusätzlich durch strikte Budgetierung der einzelnen Geschäftsfelder sowie revolvierende Unternehmensplanungen mit unterschiedlichen Planungsszenarien. Weiterhin werden mithilfe von Planszenarien unterschiedliche Ergebnis- und Liquiditätseffekte errechnet, die möglichen zusätzlichen finanziellen Investitionsspielraum darstellen bzw. Engpässe aufzeigen. In der jüngeren Vergangenheit hat insbesondere die Covid-19-Pandemie, in der sich äußere Rahmenbedingungen so schnell wie nie geändert haben, gezeigt, dass permanent angepasste Planungsrechnungen und das stetige Ausbalancieren von sportlicher Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Stabilität bzw. wirtschaftlichem Erfolg mit der dazugehörigen Besinnung auf die bereits erarbeiteten Gegenmaßnahmen zur Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos von elementarer Bedeutung sind. Dabei ist das Transfergeschäft nach wie vor ein wichtiges Aktionsfeld von Borussia Dortmund und stellt eine der bedeutsamsten Einnahmequellen des Fußballgeschäftes dar. Die Erzielung hoher Transfersummen geht meist einher mit einem sportlichen Qualitätsverlust innerhalb des Kaders, dennoch können nach ausführlicher Abwägung aller sportlichen wie wirtschaftlichen Aspekte auch werthaltige Transfers entgegen den sportlichen Interessen abgeschlossen werden, so geschehen beim bevorstehenden Wechsel des Spielers Jude Bellingham zu Real Madrid (vergleiche Ad-hoc-Mitteilung vom 07. Juni 2023).

Als viertes High-Priority-Risiko dieser Kategorie werden die IT-Cyber-Risiken geführt. Diese sind eng mit dem Risiko „Schutz vertraulicher Daten“ verknüpft. Darunter versteht man grundsätzlich die Risiken, die beim Navigieren in einer digitalen und vernetzten Welt entstehen. Konkret bestehen IT-Cyber-Risiken zum einen durch die Möglichkeit vorsätzlicher, zielgerichteter, IT-gestützter Angriffe auf Daten und IT-Systeme. Diese Angriffe können unter anderem folgende Auswirkungen hervorrufen: Verletzung der Vertraulichkeit von Daten (z. B. Datenverluste, Ausspähen von Daten), Verletzung der Integrität des Systems oder der Daten (z. B. Datenverfälschung mittels Schadsoftware), Verletzung der Verfügbarkeit des IT-Systems oder der Daten (z. B. interne Betriebsunterbrechungen, Ausfall der Kommunikationswege mit Dritten). Zum anderen bestehen IT-Cyber-Risiken durch die Möglichkeit, Informationen sehr schnell, in großer Menge, kostengünstig und weitreichend zu verbreiten (z. B. E-Mail-Kampagnen gegen Unternehmen, Boykottaufrufe über soziale Medien) sowie durch „Social Hacking“. Immer mehr deutsche Unternehmen stehen im Fokus von Cyberkriminellen, die Zahl der Hackerangriffe steigt jedes Jahr drastisch an und die Professionalisierung der Angreifer nimmt zu. Auch Borussia Dortmund registriert nach wie vor – analog zur allgemein erhöhten Bedrohungslage – vermehrt Anfragen aus dubiosen Adressen in der IT-Landschaft (Netzwerk, Firewall etc.). Borussia Dortmund versucht, diesen IT-Cyber-Risiken durch Senkung der Risikoeintrittswahrscheinlichkeit mittels Investitionen in die Datensicherheit und den Datenschutz entgegenzuwirken. Dies beinhaltet unter anderem den Ausbau der Firewall zum Schutz vor externen Angriffen, die Erhöhung der Netzwerksicherheit durch Netzwerksegmentierung, die Inbetriebnahme eines neuen Back-up-Systems sowie das kontinuierliche Voranschreiten des allgemeinen „Projekts Sicherheit“ zur Aufdeckung und Bekämpfung potenzieller Cyber-Sicherheitslücken. Hierzu pflegt Borussia Dortmund auch mit einem externen Dienstleister, der sich auf aktuell präsente IT-Risiken spezialisiert hat, einen engen Austausch. Neben den Investitionen in die Datensicherheit und den Datenschutz hat Borussia Dortmund zudem ein „Learning-Management-System“ etabliert, in dessen Rahmen verpflichtende Schulungen für die Mitarbeiter von Borussia Dortmund zum Thema IT-Cyber-Risiken anstehen.

Gruppe 2 – Personalrisiken

Das Humankapital gewinnt in Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Der Erfolg des Unternehmens ist maßgeblich vom Engagement, der Motivation und den Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen abhängig, sowohl im sportlichen Bereich als auch in der Verwaltung.

Diese Kategorie enthält aktuell fünf High-Priority-Risiken:

Der „Schutz vertraulicher Daten“ steht auch in höchstem Maße in direktem Zusammenhang mit den IT-Cyber-Risiken und weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit. Nie zuvor brachte der Datenschutz so viele Herausforderungen mit sich. Besonders die zunehmende Internationalisierung im alltäglichen Geschäftsbetrieb macht es erforderlich, sich intensiv mit den Datenschutzbestimmungen einzelner Länder zu beschäftigen. Hinzu kommt der technische Fortschritt, der vor allem beim Umgang mit Daten im Online-Umfeld viele Herausforderungen mit sich bringt. In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Hackerangriffen, in deren Folge persönliche Daten von Politikern, Prominenten und Nutzern öffentlich gemacht wurden. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, damit Daten nicht unbefugt eingesehen oder manipuliert werden können. Werden vertrauliche Daten durch die Webanwendung verarbeitet, übertragen oder gespeichert, sollten sie durch kryptografische Verfahren geschützt werden. Auch wenn die Webanwendung kompromittiert ist, sollten die eingesetzten kryptografischen Verfahren diese Daten weiterhin schützen. Verantwortlich für die Initiierung der Daten sind neben dem Leiter IT auch die Verantwortlichen der einzelnen Anwendungsbereiche sowie der Datenschutzbeauftragte; die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei den Entwicklern und den Administratoren. Um den gestiegenen Anforderungen an die Cyber-Sicherheit und an die IT allgemein gerecht zu werden, erfolgte in der Vergangenheit bereits eine deutliche Personalaufstockung im Fachbereich IT, die kurz- bis mittelfristig weiter verstärkt werden soll. Der Schutz vertraulicher Daten setzt sich zum Großteil zwar aus der benannten IT-Landschaft zusammen, beinhaltet aber beispielweise auch, dass physische Personalakten einzelner Mitarbeiter durch ein klares Schlüsselkonzept vor unbefugtem Zugriff geschützt sind, Mitarbeiter der Poststelle konkrete Vorgaben zur Postöffnung haben oder jeder Mitarbeiter grundsätzlich eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben hat.

Das Risiko „Ausfallzeiten von Lizenzspielern“ kann einen großen Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens haben, da die sportliche Leitung nicht die gesamte Spielzeit über auf die bestmögliche Mannschaft zurückgreifen kann und somit sportliche Ziele in Gefahr geraten können. Vor allem das Fehlen von Schlüsselspielern kann oft nur schwer kompensiert werden. Gründe für Ausfallzeiten können unter anderem persönliche Spielsperren, Verletzungen oder Überbelastungen sein. Überbelastungen könnten zukünftig unter Umständen vermehrt auftreten, wenngleich Borussia Dortmund versucht, durch individuelle Belastungssteuerung auf Basis von Datenauswertungen Ausfallzeiten zu minimieren. Die bewusste Doppelbesetzung jeder Position im Spielerkader federt die Konsequenzen von Ausfallzeiten einzelner Lizenzspieler ab. Im Vergleich zur vergangenen Saison konnten in der Spielzeit 2022/2023 deutliche Rückgänge von Muskelverletzungen verzeichnet werden, sodass insgesamt konstatiert werden kann, dass durch die Analyse im Sommer 2022 in Verbindung mit personellen Änderungen der medizinischen und athletischen Abteilung positive Ergebnisse erzielt wurden.

In den vergangenen Jahren haben sich in der Sportwelt einige fürchterliche Unglücke ereignet, bei denen selbstverständlich der tragische Verlust von Menschen im Vordergrund stand, die jedoch auch immense wirtschaftliche Konsequenzen für die betroffenen Unternehmen nach sich zogen. Das Risiko „Verlust des Spielerkaders durch Reiseunglück, Unfall, Terror, Sonstiges“ ist daher weiterhin präsent und somit auch in der Risikobetrachtung von Borussia Dortmund nach wie vor als High-Priority-Risiko eingestuft.

Das High-Priority-Risiko „Rechtliche Verfehlungen von Lizenzspielern“ umfasst Risiken, die aus inkorrektem Verhalten von Lizenzspielern resultieren. Dazu zählen unter anderem Dopingvergehen, das Platzieren unerlaubter Sportwetten oder auch unangemessene Social-Media-Aktivitäten. Solch ein Fehlverhalten könnte z. B. Sperren, Imageschäden für Spieler und Club oder juristische Auseinandersetzungen nach sich ziehen. Borussia Dortmund setzt zur Eindämmung dieses Risikos unter anderem auf konsequente Aufklärung und präventive Maßnahmen zur Sensibilisierung des Lizenzkaders und Bewusstseinsschaffung für die Vermeidung solcher Verfehlungen, wenngleich Borussia Dortmund das Privatleben seiner Spieler nicht kontrollieren kann.

Ebenfalls als High-Priority-Risiko geführt wird das Risiko resultierend aus „fehlender Transferbereitschaft“. Vereinzelt ist es möglich, dass andere Clubs Gehaltsvorstellungen von Spielern, die Borussia Dortmund unter Umständen abgeben möchte, nicht erfüllen wollen, sodass es Borussia Dortmund erschwert werden könnte, passende Abnehmer zu finden, wenngleich in diesen Einzelfällen mit Gesprächen zwischen sportlicher Leitung und dem Spieler bzw. Berater versucht wird, eine adäquate Lösung für beide Parteien zu finden. Beispielhaft verdeutlichen die in der jüngeren Vergangenheit mit den Ex-Spielern Nico Schulz oder Roman Bürki vereinbarten vorzeitigen Vertragsauflösungen, dass Einigungen in beiderseitigem Einverständnis möglich sind.

Gruppe 3 – Volkswirtschaftliche Risiken

Volkswirtschaftliche Risiken entstehen durch die Abhängigkeit Borussia Dortmunds von der allgemeinpolitischen und wirtschaftlichen Entwicklung.

Innerhalb der Volkswirtschaftlichen Risiken gibt es zurzeit sechs High-Priority-Risiken:

Als erstes Risiko dieser Kategorie hat Borussia Dortmund „eine ungünstige volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung“, einhergehend mit hoher Arbeitslosigkeit und geringem bzw. rückläufigem wirtschaftlichem Wachstum, eingestuft.

Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) rechnet im weiteren Jahresverlauf 2023 allenfalls mit einer graduellen Erholung der deutschen Wirtschaft. Die Bremseffekte werden durch eine restriktive Geldpolitik ausgelöst. Das HWWI erwartet 2023 ein negatives Wirtschaftswachstum von -0,5 Prozent. 2024 könnte die Wirtschaft mit 1,25 Prozent wieder merklich wachsen. Voraussetzungen dafür sind keine weitere Verschärfung der Geldpolitik oder der geopolitischen Unsicherheiten. Der Inflationshöhepunkt ist überschritten, der Anstieg der Verbraucherpreise ist mit 6,1 Prozent aber noch hoch. Gesunkene Energie- und andere Rohstoffpreise lassen einen weiteren Rückgang möglich erscheinen. Bis Ende des Jahres 2023 könnte die Inflationsrate unter 4 Prozent sinken, aber auch bis Ende 2024 mit 2,5 Prozent noch nicht ganz die 2-Prozent-Stabilitätsmarke erreichen. Die Risiken für eine ungünstigere Entwicklung sind allerdings erheblich. Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nun vor der Herausforderung, weitere geldpolitische Impulse so zu richten, dass einerseits der eingeleitete Disinflationsprozess erfolgreich abgeschlossen werden kann, andererseits die Konjunktur nicht völlig abgewürgt wird (Quelle: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut [HWWI], 07. Juni 2023).

Das Risiko des „Rechtsextremismus“ ist weiterhin ein verstärkt auftretendes gesellschaftliches Risiko. Borussia Dortmund positioniert sich auch weiter deutlich gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. Dem Risiko begegnet Borussia Dortmund konzeptionell durch Prävention und Sanktionen in einem breiten Netzwerk gemeinsam mit Kooperationspartnern. Durch die klare Kommunikation gegen Rassismus und Diskriminierung sowie mit Maßnahmen gegen rechte Gesinnung, Antisemitismus, menschenverachtende Parolen und gegen das Vergessen schafft Borussia Dortmund auch weiterhin ein weltoffenes und vielfältiges Klima im und um den SIGNAL IDUNA PARK und nimmt damit seine gesellschaftliche Verantwortung wahr.

Die „zunehmende Gewaltbereitschaft im Stadion sowie die Zunahme persönlicher Diffamierungen im Fußball“ ist ein Risiko, das auch weiterhin höchste Aufmerksamkeit erfordert. Die Gewaltbereitschaft im Fußball ist auch im Berichtszeitraum weiterhin vorhanden. Präventive Maßnahmen und Sicherheitskonzepte sorgen dafür, dass bereits im Vorfeld häufig gewaltbereite Gruppen erkannt und Ausschreitungen weitestgehend verhindert werden können. Borussia Dortmund wird diesem Risiko weiterhin mit verstärkten Sicherheitskontrollen, Kameraüberwachungen sowie Stadionverboten und Strafanzeigen entgegenwirken. Punktuelle bauliche Anpassungen im Bereich der Zugänge sind auch künftig weiterhin Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit des Stadionbesuches. Des Weiteren ist Borussia Dortmund gemeinsam mit weiteren Clubs aus NRW Teil der „Stadionallianz gegen Gewalt“. In Zusammenarbeit mit der Polizei sollen Täter schneller identifiziert, isoliert und der Justiz überstellt werden.

Das High-Priority-Risiko „Social-Media-Aktivitäten“ zeigt, dass neue Technologien neben Entwicklungs- auch Risikopotenziale enthalten.

Soziale Medien dienen mittlerweile nicht mehr nur als Kommunikationsplattformen mit Fans und Sympathisanten, sondern zunehmend auch als Werbeformat für Marketingzwecke bzw. Sponsoring-Aktivitäten. Borussia Dortmund hat seine digitale Präsenz – auch aufgrund der in der Vergangenheit vorherrschenden Covid-19-Pandemie und der teilweise eingeschränkten direkten Kontaktmöglichkeit mit den Anhängern – stark ausgebaut. Dies beinhaltet auch ein entsprechendes Monitoring dieser Aktivitäten. Beispielsweise ist Borussia Dortmund in den vergangenen Jahren den Schritt in den Gaming-Markt über die Plattform Twitch, auf der Borussia Dortmund als erster deutscher Fußballclub am 01. November 2022 die Marke von 100.000 Followern erreicht hatte, erfolgreich gegangen. Um die Außendarstellung zu wahren und die Preisgabe von Interna zu vermeiden, gelten weiterhin für alle Mitarbeiter von Borussia Dortmund Social Media Guidelines.

Die „Verschärfung rechtlicher Bestimmungen“ wird aufgrund der Fülle neuer Regelungen weiterhin als High-Priority-Risiko eingestuft. Unter anderem und nicht abschließend sind die künftig geltenden EU-Regelungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie Neuregelungen des Geldwäsche- und Lieferkettengesetzes zu nennen. Solche Verschärfungen gehen in der Regel mit deutlich mehr Verwaltungsaufwand für Borussia Dortmund einher, was personelle Ressourcen bindet und die Einstellung neuer Mitarbeiter erfordern kann. Gegebenenfalls werden auch vermehrt Beratungsleistungen in Anspruch genommen.

Ebenfalls weiterhin als High-Priority-Risiko klassifiziert, wurde das Risiko, das aus „politischen Entwicklungen“ resultiert.

Im Gegensatz zu den vergangenen Geschäftsjahren, die noch maßgeblich von den Auswirkungen der damaligen Covid-19-Pandemie geprägt waren, sind Borussia Dortmunds Risiken nun aufgrund der Herabstufung zur Endemie und aufgrund des damit einhergehenden konstanten Wegfalls jeglicher Restriktionen auf Borussia Dortmunds Geschäftstätigkeit nicht mehr direkt durch die Covid-19-Pandemie beeinflusst.

Der anhaltende Ukraine-Krieg mit den damit korrespondierenden Folgen für die volkswirtschaftliche Gesamtlage in Deutschland, die von steigenden Rohstoff-, Energie- und Verbraucherpreisen und folglich hoher Inflation respektive geringerer Kaufkraft der Bürger gekennzeichnet ist, wirkt zwar weiterhin auch auf Borussia Dortmund, wenngleich sich aktuell die Befürchtungen einer tiefergehenden Rezession nicht bewahrheiten. Um die hohen Energiekosten etwas abfedern zu können, nimmt Borussia Dortmund die von der Bundesregierung verabschiedete Preisbremse für Strom, Gas und Wärme für Unternehmen in Anspruch. Außerdem wurden inflationsbedingte Preisanpassungen im Catering und Ticketing umgesetzt.

Trotz der Schieflage der schweizerischen Bank Credit Suisse, die daraufhin von der Schweizer UBS übernommen wurde, ist bislang in Deutschland noch von keiner echten Banken- bzw. Finanzkrise – wie es beispielsweise im Jahr 2008 der Fall war – die Rede. Die Experten sehen derzeit eher einen Einzelfall. Die Entwicklung muss aber intensiv weiterverfolgt werden, da sie große Auswirkungen auf die allgemeine Konjunktur, Zinskonditionen, Inflation etc. haben könnte. Ebenso weiterverfolgt wird die angespannte Lage beim China-Taiwan-Konflikt mit seinen potenziellen Folgen für die Weltkonjunktur in der Hoffnung, dass dieser militärisch nicht eskaliert.

Gruppe 4 – Wettbewerbsrisiken

Mit den Wettbewerbsrisiken sind Faktoren gemeint, die sich aus der Konkurrenz im nationalen und internationalen Profifußballgeschäft ableiten.

Diese Kategorie enthält sieben High-Priority-Risiken:

Eine „Einstellung des Spielbetriebs“ kann immense wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen, da nahezu alle Erlösfelder Borussia Dortmunds vom Spielbetrieb abhängen bzw. beeinflusst werden. Die in der Vergangenheit vorherrschende Covid-19-Pandemie hat die wirtschaftliche Abhängigkeit von einem reibungslosen sportlichen Ablauf deutlich gemacht. Die komplette Spielzeit 2022/2023 konnte allerdings ohne Restriktionen bzw. Stadionkapazitätsbeschränkungen absolviert werden.

Das zweite Risiko dieser Kategorie, das als High-Priority-Risiko eingestuft worden ist, ist die „Entwicklung der TV-Vermarktungserlöse“. Nachdem in den letzten Jahren die TV-Rechte-Auktionen der DFL Deutsche Fußball Liga ein stetiges Wachstum der TV-Vermarktungserlöse mit sich brachten, ergab die Auktion für die Spielzeiten 2021/2022 bis 2024/2025 aufgrund der Covid-19-Pandemie geringere Einnahmen für die Clubs der 1. und 2. Fußballbundesliga als im vorangegangenen Rechtezeitraum; insgesamt rund EUR 4,4 Mrd. werden in diesem Zeitraum ausgeschüttet. Dies stellt zwar eine solide Planungsbasis, aber auch – insbesondere im Vergleich zur „Vor Covid-19“-Ära und zur englischen Premier League – eine spürbare Reduktion dar. Speziell die internationale Vermarktung der DFL Deutsche Fußball Liga bleibt bisher hinter den ambitionierten Erwartungen zurück – eine entsprechende Öffnung der DFL Deutsche Fußball Liga für Investoren fand auf der Mitgliederversammlung am 24. Mai 2023 keine Mehrheit.

Das Financial Fairplay der UEFA, das 2011 startete und die finanzielle Gesundheit des europäischen Fußballs verbessern sollte, wurde nun grundlegend reformiert. Die Reformen der unter dem neuen Namen Financial Sustainability Regulations geführten Regelungen sollen den europäischen Fußball widerstandsfähiger gegen externe Schocks machen, vernünftige Investitionen fördern und den Fußball im Allgemeinen nachhaltiger agieren lassen. Kernbestandteile der Neuregelungen sind die drei Säulen Kostenkontrolle, Stabilität und Solvenz. Demnach dürfen Clubs grundsätzlich – auf Basis der „Kader-Kostenkontrolle“ – nur noch einen gewissen Prozentsatz ihrer Einnahmen für Kaderkosten, inklusive Transfers und Beraterkosten, ausgeben. Zudem erhöht sich die Anzahl der Prüfungen der Zahlungsfähigkeit der Clubs auf viermal pro Jahr – einmal durch nationale Lizenzkontrolleure, dreimal durch UEFA-Finanzexperten. Mögliche Strafen gehen über finanzielle Sanktionen hinaus und können zu Punktabzug, Transferverboten und dem Ausschluss aus Wettbewerben führen. Das Risiko der „Nichterfüllung der Vorgaben der Financial Sustainability Regulations“ und der mögliche Ausschluss von internationalen Wettbewerben oder mögliche finanzielle Strafen hätten erhebliche wirtschaftliche Folgen für Borussia Dortmund. Die Bedeutsamkeit, neben der sportlichen Qualifikation auch die Lizenz für die Teilnahme an den internationalen Vereinswettbewerben zu erhalten, machen die schon derzeit sehr lukrativen potenziell erzielbaren Ausschüttungen der UEFA sowie die weltweite Prestigeträchtigkeit der UEFA-Wettbewerbe deutlich. Diese potenziellen Einnahmen erhöhen sich durch die ab der Saison 2024/2025 greifende Reform der UEFA Champions League, die sodann acht Spiele im Ligensystem anstatt sechs Gruppenspiele vorsieht, voraussichtlich noch weiter. Zur Risikominimierung werden daher permanent die Einhaltung relevanter Vorgaben sowie Soll-Ist-Auswertungen überprüft.

Das Risiko des „Vereinswechsels von Leistungsträgern“ kann jederzeit, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, bei Borussia Dortmund eintreten. Der Abgang von Leistungsträgern, mit denen Borussia Dortmund auch über die Spielzeit hinaus plant, würde die Mannschaft punktuell, aber auch in ihrem Gefüge schwächen. Auch wenn der Erfolg selten auf den Schultern einzelner Spieler ruht, sollen bei der Zusammenstellung des Kaders die Positionen der ungeplanten Abgänge nicht vakant sein, sodass nicht kurzfristig gleichwertiger Ersatz gefunden werden müsste. Durch eine frühe Kaderplanung inklusive langfristiger Verträge und antizipierende Nachfolgeplanung, die Einnahme hoher Transfersummen zur Reinvestition in den Kader sowie intensives Scouting wird versucht, die sportlichen Konsequenzen eines potenziellen Vereinswechsels von Leistungsträgern abzufedern.

Als weiteres Risiko in dieser Kategorie wurde eine mögliche „Katastrophe im Stadion“ identifiziert. Auch zukünftig werden die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes regelmäßig auf Qualität und Verlässlichkeit hin überprüft und gezielt zur Vorbeugung von Katastrophen geschult. Bauliche Maßnahmen im SIGNAL IDUNA PARK zur Verbesserung der Sicherheit, die Sicherung und Überwachung der Zu- und Abfahrtswege sowie eine verstärkte Absicherung der Immobilie bei Besuchen außerhalb der Spieltage sind nur einige der von Borussia Dortmund aktuell praktizierten Gegenmaßnahmen, um die Sicherheit rund um die Spieltage zu gewährleisten.

Borussia Dortmund nutzt die jährlichen Sommerpausen, um in den SIGNAL IDUNA PARK zu investieren sowie Bauarbeiten und Modernisierungen durchzuführen. Durch stetige Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen, bei denen Substanzerhalt und Sicherheit an erster Stelle stehen, wird die Immobilie, deren Grundstock 1974 mit 54.000 Plätzen eröffnet und durch drei Ausbaustufen umgestaltet wurde, den neuen Sicherheits- und Komfortstandards angepasst. Im Vergleich zu vielen anderen Sportstätten der Bundesliga, die im Zuge der WM 2006 neu errichtet wurden, gehört der SIGNAL IDUNA PARK zu den älteren aktiv genutzten Stadien der Bundesliga. Aufgrund der regelmäßig hohen Investitionen in den SIGNAL IDUNA PARK und der zunehmenden Anforderungen an Spielstätten auch im Hinblick auf die Sicherheit der Besucher bewertet Borussia Dortmund den „Investitionsbedarf des SIGNAL IDUNA PARK“ als High-Priority-Risiko. Aufgrund des fortschreitenden Alters des SIGNAL IDUNA PARK stehen für Borussia Dortmund regelmäßig Investitionen an, die – neben dem bereits erwähnten priorisierten Substanzerhalt – zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sowie zur ökologischen Nachhaltigkeit beitragen sollen. Derzeitige Investitionen in den SIGNAL IDUNA PARK, die nicht nur zur Substanzerhaltung durchgeführt werden, dienen insbesondere der Digitalisierung und Modernisierung des Stadions (beispielsweise Implementierung hochwertigster und neuester LED-Technologie sowie Anbau eines Logistikzentrums zur logistischen Optimierung und Flexibilisierung der Lebensmittelversorgung an Spieltagen im SIGNAL IDUNA PARK) sowie der Einhaltung von Vorgaben im Rahmen der EURO 2024.

Ein weiteres High-Priority-Risiko, ebenfalls den SIGNAL IDUNA PARK betreffend, sind die „Folgeschäden des Bergbaus“. Die Ära der Steinkohle in Deutschland ist beendet. Neben der Erinnerung bleibt die Gefahr, denn Bergbau verschwindet nie spurlos. Kaum ein anderes Bundesland hat mit Tagesbrüchen so sehr zu kämpfen wie NRW. Geschätzt etwa 60.000 verlassene Stollen liegen hier unter der Erde. Genau weiß man es nicht, denn Bergbau gibt es in NRW seit dem Mittelalter. Nur die Hälfte aller Gruben und Stollen ist verzeichnet. Borussia Dortmund nutzt die rund um den SIGNAL IDUNA PARK gelegenen Grundstücksflächen für Parkplätze oder zur Lagerung von Produkten für den Spielbetrieb. Beim Umbau des Stadions „Rote Erde“ hatten die Arbeiter Kohlenschächte mit Beton füllen müssen, die über die letzten Jahre für eine porige Bodenstruktur gesorgt hatten. Diese Aufgabe nahm einige Zeit in Anspruch und hat die Umbaumaßnahmen, die Ende März 2023 finalisiert werden konnten, in die Länge gezogen. Grundsätzlich können bei allen Bauten auf Borussia Dortmunds Grundstücken potenzielle Risiken aus den Folgeschäden des Bergbaus vorliegen. Alle baulichen Maßnahmen stehen nach wie vor unter dem Vorbehalt der Prüfung potenzieller Folgeschäden des Bergbaus und enthalten die Risiken finanzieller und zeitlicher Unplanbarkeiten.

Gruppe 5 – Liquiditätsrisiken

Bei den Liquiditätsrisiken handelt es sich um alle mit Zahlungsflüssen und finanziellen Belastungen im Zusammenhang stehenden Risiken.

Diese Kategorie enthält vier High-Priority-Risiken:

Ein „Ausfall bedeutender Geldgeber und Sponsoren“ durch Zahlungsunfähigkeit könnte die Liquidität von Borussia Dortmund auch zukünftig deutlich belasten. Das seit Jahren bestehende Debitoren- und Forderungsmanagement wird stetig den aktuellen Gegebenheiten und der zunehmenden Globalisierung angepasst. Die Weltkonjunktur ist nach wie vor durch den Ukraine-Krieg und die Nachfolgen der Covid-19-Pandemie belastet, wenngleich sich aktuell die Befürchtungen einer tiefergehenden Rezession nicht bewahrheiten. Zurzeit liegen keine Anzeichen für einen Ausfall eines bedeutenden Geldgebers/Sponsors im Umfeld von Borussia Dortmund vor. Borussia Dortmund steht mit seinen wichtigsten Partnern und seinem Vermarkter SPORTFIVE Germany GmbH in regem Austausch und pflegt zu ihnen ein intensives Vertrauensverhältnis. Mit seinen strategischen Partnern führt Borussia Dortmund mittel- und langfristige Kontrakte (SIGNAL IDUNA Gruppe bis 2031, PUMA International Sports Marketing B.V. bis 2028 sowie 1&1 Telecommunication SE und Evonik Industries AG bis jeweils 2025). Diverse Neuabschlüsse und Vertragsverlängerungen im Sponsoring lassen den vorläufigen Schluss zu, dass die „Nach-Covid-19-Sponsoring-Bereitschaft“ von potenziellen und bestehenden Sponsoren nicht wesentlich beeinträchtigt ist. Borussia Dortmund versucht ein Klumpenrisiko in Sponsorenbranchen zu vermeiden, sodass die Sponsoringerlöse diversifiziert und im Wesentlichen frei von erhöhten Branchenrisiken sind.

Das Risiko, das aus einem „Forderungsausfall durch Zahlungsunfähigkeit“ resultiert, ist durch die weiterhin angespannte konjunkturelle Lage nach wie vor als High-Priority-Risiko klassifiziert.

Die in der Vergangenheit vorherrschende Covid-19-Pandemie und der Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben für Deutschland und weltweit einen der stärksten Wirtschaftseinbrüche der Nachkriegszeit verursacht. Dies wird auch die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen bzw. Fußballclubs weiterhin beeinflussen. Borussia Dortmund rechnet damit, dass Probleme bei Forderungen aus Lieferungen und Leistungen auftreten könnten. Das oberste Ziel ist weiterhin, Forderungsausfälle so gering wie möglich zu halten und die notwendige Liquidität des Unternehmens jederzeit zu wahren. Deshalb ist es umso wichtiger, die bereits erarbeiteten Maßnahmen, wie etwa Bonitätsprüfungen ausländischer Unternehmen oder die allgemeine Vertragsgestaltung mit hohen Upfront-Zahlungen, umzusetzen. Das Mahnwesen ist ebenfalls besonders gefordert. Ebenso steht Borussia Dortmund mit seinen Partnern und seinem Vermarkter SPORTFIVE Germany GmbH hinsichtlich Forderungen aus Werbeerlösen in regem Austausch. Neben den bereits genannten Maßnahmen kann auch das Factoring von Transferforderungen als ein liquiditätssteuerndes Element herangezogen werden.

Die „Aufrechterhaltung der Liquidität“ hat für Borussia Dortmund oberste Priorität und ist im Rahmen der Risikobewertung weiterhin als High-Priority-Risiko quantifiziert. Die seit Jahren etablierte Finanz- und Liquiditätsplanung berücksichtigt verschiedene Szenarien sowie unterschiedliche Prämissen und wird regelmäßig an aktuelle Gegebenheiten angepasst. Insbesondere werden sowohl unterschiedliches sportliches Abschneiden als auch verschiedene äußere Rahmenbedingungen als Szenariorechnungen kalkuliert, um mögliche Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen und geeignete liquiditätssichernde Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Außerdem bestand zum Bilanzstichtag ein Kontokorrentrahmen in Höhe von TEUR 75.000, der auch für das kommende Geschäftsjahr aufrechterhalten werden soll.

Um das Risiko „Volumen der Spielergehälter“ so gering wie möglich zu halten, werden zu Beginn der Saisonplanung Personalaufwendungen auch in Hinblick auf Transfergeschäfte budgetiert. Hier wird zunächst das Hauptaugenmerk auf die fixen Bestandteile der Spielergehälter gerichtet, da diese unabhängig vom sportlichen Verlauf einer Saison anfallen. Die variablen Bestandteile der Arbeitsverträge sind ebenfalls Teil der Budgetplanung, treten jedoch zumeist erst beim Erreichen eines sportlichen Erfolges ein, durch den dann zusätzliche Einnahmen generiert werden können. Die anfallenden Personalaufwendungen werden stetig überwacht, anhand der aktuellen Gegebenheiten hochgerechnet und der Geschäftsführung berichtet. Maßnahmen zur Variabilisierung der Personalkosten im Lizenzbereich im Hinblick auf das sportliche Abschneiden, vor allem in den UEFA-Wettbewerben bzw. der Qualifikation für diese und der damit verbundenen Ergebnis- und Liquiditätsauswirkungen, wurden bereits umgesetzt und sollen kurz- bis mittelfristig weiter vorangetrieben werden, um diesbezügliche mögliche Mindereinnahmen mit einer Personalkostenreduktion abzufedern.

Gruppe 6 – Ökologische Entwicklungen

Im Bereich Ökologische Entwicklungen wurde das Risiko „Umwelt und Klimawandel“ neu als High-Priority-Risiko klassifiziert.

Der Begriff des Klimawandels bzw. der anthropogenen Klimaänderung bezieht sich in erster Linie auf die aktuelle vom Menschen verursachte Veränderung des globalen und regionalen Klimas. Die globale und lokale Erderwärmung ist die größte Herausforderung für den Planeten und damit auch die Menschheit. Die mit ihr verbundenen Risiken sind komplex und stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Sie führen zu einer existenziellen Bedrohung und zeichnen sich sowohl durch direkte (beispielsweise Extremwetterereignisse) als auch indirekte Auswirkungen (Verschmutzung von Böden, Wasser, Luft, weitere Verstärkung gesellschaftlicher Ungleichheiten) aus. Im Einklang mit dem Ziel des Pariser Klima-Abkommens aus Dezember 2015, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius und möglichst auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, haben die EU-Mitgliedstaaten beschlossen, dass die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um zumindest 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden sollen. Darüber hinaus hat sich Deutschland mit einem neuen Klimaschutzgesetz, welches im August 2021 in Kraft getreten ist, weitere Ziele gesetzt: Die Treibhausgas-Emissionen sollen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden und die Klimaneutralität soll bis 2045 erreicht sein. Der Spielbetrieb und die Bewirtschaftung der Liegenschaften von Borussia Dortmund sind energieintensiv und gerade der SIGNAL IDUNA PARK ist aufgrund seiner Baualters modernisierungsbedürftig. Die Bundesregierung hat im Jahr 2021 einen Pfad der CO2-Bepreisung verabschiedet, was bedeutet, dass die Preise für fossile Energieträger weiter steigen werden, womit die Nutzung klimaschonender Technologien, das Einsparen von Energie und die Nutzung erneuerbarer Energie lohnender werden. Neben den CO2-bilanziellen Faktoren wird die gesellschaftliche Debatte um den Profifußball im Zusammenhang mit dem Klimawandel zunehmend lauter und es ist mit Reputationsrisiken zu rechnen, wenn die Clubs die mit dem Spielbetrieb verbundenen CO2-Emissionen nicht nachweislich reduzieren bzw. möglichst vermeiden und somit das Klimaschutzgesetz verfehlten. Weiterhin kann die Erderwärmung zunehmend Einfluss auf den Spiel- und Trainingsbetrieb durch Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitzeperioden nehmen. Durch die Modernisierung der Infrastruktur und die Förderung regenerativer Energien entstehen CO2-Einsparungspotenziale sowie nicht unwesentliche Initialkosten. Durch seine große Strahlkraft und die vielfältigen Möglichkeiten, die Fanbasis zu aktivieren, oder in Zusammenarbeit mit Partnern kann Borussia Dortmund einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Borussia Dortmund setzt etliche – hier nicht abschließend aufgezählte – Maßnahmen, die von der Ermittlung des CO2-Fußabdrucks über die Erarbeitung einer Dekarbonisierungsstrategie der Gebäude sowie eines Energie- und Umweltmanagementsystems bis hin zur CO2-Kompensation der Flüge der Mannschaft und das Angebot ökologischer Bildungsprogramme reichen, um.

Für das Zinsänderungsrisiko, das Kreditrisiko und das Risiko Betriebsmittel liegen aktuell keine High-Priority-Risiken vor.

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1. Spieltag / 06.08.2022

BVB - Bayer Leverkusen 1:0

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